kreuzkirche bregenz

1.preis 2015
ex aequo baukünstlerisches auswahlverfahren zur umgestaltung des altarraum der evangelische kirche am ölrain, bregenz
mit kunst in cooperation harald f. müller singen
und mit stromlinie lichtdesign konstanz


erläuterungstext

umgestaltung innenraum evangelische kirche am ölrain bregenz
die evangelische kirche am ölrain liegt in mitten der kirchlichen parkanlage auf den gesteinsterrassen des ölrains in bregenz. der heutige ort wird durch das kirchenbauwerk, dem zentralen erschließungsweg/stichstraße der kosmus jenny straße und den weiteren kirchlichen bauten pfarramt, küsterwohnung und gemeindesaal mit pfarrwohnung geprägt. es wird vorgeschlagen den vorhandenen platz mit grauem gesteinskies als basisfläche der kirche nach norden zu vergrößern und weiterzubauen. hierdurch entsteht eine allseitige große nach allen vier himmelsrichtungen orientierte platzfläche. analog des bestehenden platzraums und den wegeverbindungen im süden und osten wird der platz im norden und westen erweitert und bindet den nach bregenz orientierten weg zur ölrainstraße mit ein. hier entwickelt sich eine neue benutzbare fläche für veranstaltungen und gottesdienste im park. die beiden vorhandenen zugänge des kirchenraums, der hauptzugang im süden und der barrierefreie zugang im westen, werden durch zwei weitere öffnungen, den zugang nach osten und die mittige drehbare glasfläche in der apsis nach norden, ergänzt. hierdurch öffnet sich die kirchengemeinde und der kirchenraum, dessen geist und inhalt, zum park und zur stadt. es entsteht ein gedachtes kreuz als erschließung und die apsis erhält eine neue funktion, die öffnung des raums zum park. der kircheninnenraum wird in reminiszenz der gedanken der evangelische kirche als offener, neutraler und festlicher raum für unterschiedlichste veranstaltungen interpretiert. der kircheninnenraum wird auf die wesentlichen bestandteile reduziert, inhaltlich ausgerichtet und mit licht erfüllt. als referenz zu transzendierenden, romantischen bildern des gläubigen protestanten caspar david friedrich strebt die gotische und neugotische architektur dem licht entgegen und ist dem nach oben strebenden, göttlichen verpflichtet. das licht und der ausblick auf die natur sind träger der hoffnung. der mehrfach umgestaltete kirchenraum mit seinen verschiedenen künstlerischen elementen wird auf den eigentlichen raum der kirche zurückgebaut. im zentrum der entwurfsidee steht der raum in seiner wesentlichen gestalt. offen, zurückhaltend, neutral, reduziert, minimale gestaltung, nur das wesentliche und dies mit bindung zum park und seinen bäumen. die vorhandene ausstattung des kirchenraums, stufen, kanzel und künstlerische ausgestaltungen werden entfernt, das relief von albert bechtold wird an geschützter stelle im park aufgestellt, als veranstaltungsfläche wird eine, um eine stufe umlaufend erhöhte, zentrale, erdige bodenplatte aus sichtbeton, eingefärbt analog der steinfarben der fassade und aussenbeläge, in oxydgrün/veroneser grüner erde gesetzt. umlaufend abgelöst als fuge zur wand und zu den vier richtungen der zugänge und bezugsöffnungen bleibt der vorhandene belag der tessiner platten erhalten und wird ergänzt. bunte kleinere originalverglasungen und die verglasung der rosette bleiben erhalten, die nicht originalen, großen verglasungen werden entfernt und durch transparente, entspiegelte glasflächen ersetzt. es entsteht die öffnung des raums in den park hinein und das hereinholen des parks in den innenraum, die schöpfung der natur im raum zu spüren, die bewegung der zweige und blätter, die beobachtung der vogelwelt, dies gelingt hierdurch. um das licht in unterschiedlichen nuancen zu reflektieren und die farben der jahreszeiten und deren farben und licht zu unterstützen, werden die wände mit kasein farbe zink weiss bemalt. das weiss nuanciert leicht ins gelb-warme mit zugabe von lichtem ocker und ins himmelblaue mit minimaler zugabe von ultramarin blau. im kontrast zum einheitlichen weissen kirchenraum wird die heterogene mit der galerie überstellte wandfläche zur pforte und die eigentliche pforte des haupteingangs in manganschwarz, einem weichen, angenehnem grau gestrichen. dem zement der neuen bodenplatte wird veroneser grüne erde zugefügt- die leicht grün-graue farbigkeit der steine der fassade wird aufgenommen, die bodenplatte wird heller und in einem frischen grünlichen grau erscheinen. alle farben werden vor ort den tatsächlichen lichtverhältnissen angepasst und die hier vorgeschlagene richtung der farben und ihrer lichtreflexionen werden großflächig bemustert und präzisiert. das vorgeschlagene lichtkonzept, auf sichtbare lichtkörper gänzlich zu verzichten, unterstützt die architektonischen inhalte von raum. es soll ein optimales, dimmbares licht entstehen, welches den verschiedenen veranstaltungen unterschiedliche lichtszenen liefert. in der fuge der neuen bodenplatte zu den aufgehenden wänden wird eine umlaufende indirekte beleuchtung eingelegt. der dunkellackierte hauptzugang von süden wird über eine deckenfuge minimal indirekt beleuchtet. die wandflächen der zugänge ost, nord und west werden gleichberechtigt behandelt und erhalten ebenfalls eine im boden eingelassenen indirekte beleuchtung.

sämtliche oberen fensterelemente werden mit einer, auf der nicht einsehbaren fensterbank liegenden, indirekten beleuchtung ausgestattet. in der weit oben liegenden, dunklen holzdecke des dachstuhls werden schwarze einbauleuchten als zurückhaltende zuschaltbare beleuchtungen eingelassen. ein im treppenraum der podesttreppe eingebauter distanzbeamer wird nach bedarf zu verschiedenen veranstaltungen lichtgrüne schrift an die wand der apsis erscheinen lassen z.b. die anzeigen/nummern der gesangslieder, liturgische schriftelemente o.a.. um der flexiblen nutzung des innenraums zu entsprechen werden die vorhandenen kirchenbänke entfernt, gelagert und durch eine flexible bestuhlung ergänzt. es wird ein einfacher stuhl aus eiche mit einem binsensitzgeflecht der fa. stoelcker vorgeschlagen. das liturgische mobilar, abendmahltisch, taufbecken und ambo werden aus einem entwurfsprinzip entwickelt, können einzel stehen aber auch als ein möbelstück zusammengefasst werden. den inhalten folgend wird der abendmahltisch als einfacher tisch mit vier rundbeinen aus geseifter eiche mit den maßen 1,00 m x 2,50 m vorgeschlagen. das taufbecken in den maßen 0,50 m x 0,50 m folgt diesem grundprinzip und das aus dem vollholz herausgeschälte becken kann mit einer kreisförmigen eingelegten holzscheibe abgedeckt werden. der ambo folgt ebenfalls dem grundprinzip des abendmahltisches und des taufbeckens und dessen abmessungen, aus einer tischfläche mit ablage kann das lesepult ausgeklappt werden. proportionen, höhen und materialien sind so abgestimmt, dass durch anstellen des taufbeckens und des ambos der abendmahltisch auf 1,00 m x 3,00 m vergrößert werden kann. durch die neuen bauelemente, der restaurationsisolierverglasungen und der bodenplatte wird der innenraum gut klimatisiert und erhält eine in die bodenplatte eingearbeitete fußbodenheizung. mit dem vorgeschlagenen konzept wird eine präzise idee für dieses projekt an diesem ort formuliert. durch eine sorgfältige dem entwurfsansatz exakt nachfolgende realisierung, entsteht ein neuer, den inhalten angemessener, unverwechselbarer raum für die kirchengemeinde der evangelischen kirche am ölrain in bregenz.